Es war ein sommersonniger Frühlingstag wie heute. Ich atmete die von honigsüßem Duft erfüllte Luft tief ein und war bereit mich jetzt vollkommen diesem perfekten Moment hinzugeben, als eine tiefe Männerstimme mit südländischem Akzent mich jäh aus meinen Träumen riss.
Der Besitzer der
Eisdiele, an dessen Tisch ich saß, hatte sich am Nachbartisch
niedergelassen.
„Heute ist das
Wetter schön!“
Ich stimmte
kopfnickend zu.
Eigentlich hatte ich
kein Bedürfnis nach Smalltalk, aber um nicht unfreundlich zu wirken
erwiderte ich: „Ja seit gestern ist es wieder richtig schön
geworden.“
So, das war es dann,
der Startschuss für ein angeregtes Gespräch war gefallen!
„Jaaa, schon
schön“, erklang die etwas raue Stimme, „aber das ständige Hin
und Her ist nicht gut.“ Er klopfte sich mit der rechten Hand an die
Brust und senkte sorgenvoll seinen Blick.
Ich hatte durchaus
Verständnis für den älteren Mann, denn obwohl locker geschätzt um
Jahrzehnte jünger, weiß auch ich was Wetterfühligkeit bedeutet.
Also dachte ich bei
mir, sei es jetzt angebracht, die positive Seite zu beleuchten und
antwortete: „Aber der Regen tut der Erde ja auch gut!“
„Jaaa, aber früher
war das Wetter viel besser!“
Ich schaute ihn
etwas ungläubig an.
Mein Blick animierte
ihn dazu in einen Vortrag über die negativen Auswirkungen des
Klimawandels einzusteigen.
Ich hörte
einerseits emphatisch zu, wartete aber andererseits etwas angespannt
auf eine kleine Pause um den Hebel elegant umzulegen und die
Konversation wieder auf die sonnige Seite des Lebens zu richten.
So sehr ich mich
auch bemühte, war mein Unterfangen nicht von Erfolg gekrönt, denn
unser Gespräch gestaltete sich wie ein Wettkampf im Armdrücken. Ich
hatte einfach keine Chance gegen ihn. Kaum gelang es mir seine
Aufmerksamkeit kurz auf optimistische Aspekte zu lenken, konterte er
mit unbezähmbarer Kraft und unschlagbaren Argumenten, die keinen
Zweifel offen ließen, dass früher alles besser war, sei es die
Familien oder die Politik.
Ich versuchte
verzweifelt meine letzten Kraftreserven zu mobilisieren und war schon
fast ein bisschen stolz auf mich, als mir die rettende Idee kam. Ja,
das musste einfach klappen, ich würde ihn mit meinem Lob auf sein
gutes und so leckeres Eis in die Knie zwingen. Siegessicher sah ich
im Geiste schon wie ein kleines Lächeln die Sorgenfalten in seinem
Gesicht ein wenig glättet. Aber ich hatte ihn maßlos unterschätzt!
Jahrelanges hartes Training hatten seinen Pessimismus einfach
unschlagbar gemacht. Er bekam also überlegen die Kurve und
schmetterte mich nieder. Wehrlos gab ich mich jetzt geschlagen und
hörte mir stumm sein Wehklagen darüber an, dass er heutzutage kaum
noch Arbeitskräfte findet.
Sichtlich geschwächt
schaffte ich es mich mit letzter Kraft vom Stuhl zu erheben und mit
gesenktem Blick einen Gruß zum Abschied zu hauchen.
Im Weitergehen kam
mir das Bild von dem gegen Windmühlen kämpfenden Don Quijote in den
Sinn.
Mir wurde bewusst,
dass es Menschen gibt, die resistent sind gegen den Keim des
Frohsinns, die wollen einfach nicht glücklich sein!